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b r a n c h e n
B l i c k
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Viele Lieferanten sind von der neuen
Ketten-Pleite betroffen. Mittlerweilewur-
de bekannt, dass der Koebcke-Zulieferer
Papier Union durch das Insolvenzgericht
in den vorläufigen Gläubigerausschuss
berufen wurde und dort quasi als einzige
Stimme der Druckbranche fungiert. Auf
die Papier Union richten sich jetzt alle Bli-
cke. »Wer als Lieferant über Jahre solche
Ketten unterstüzt,
der darf sich über
die schädlichen
Auswirkungen am
Markt anschlie-
ßend nicht wun-
dern«, so derWKM
in seiner »motio
Infomail« an alle
Mitglieder.
In einem öffentlichen Appell wendet
sich der Wirtschaftsverband Kopie &
Medientechnik an die spanischen
Manager der internationalen Service-
Point-Kette, für Verbindlichkeiten ihrer
deutschen Tochter Koebcke einzustehen.
Die spanische Muttergesellschaft »Service
Point Gruppe« der insolventen Digital-
druck- und Scan-Dienstleistungs-Kette
Koebcke, verweigert ihrem Tochterunter-
nehmen die nötige Unterstützung. »Jahre-
lang hat die Service Point von ihrem deut-
schen Ableger profitiert. Jetzt drohen die
Gläubiger, darunter bekannte deutsche
Digitaldrucksysteme-Hersteller sowie Pa-
piergroßhändler, auf ihren Verbindlichkei-
ten sitzen zu bleiben. Koebcke belastet alle
anderen Kollegen durch Inanspruchnahme
des dreimonatigen Insolvenz-Ausfallgel-
des«, so der Wirtschaftsverband Kopie &
Medientechnik. Das durch die Bundes-
agentur für Arbeit auszuzahlende Insol-
venzgeld wird durch die Zahlung einer Um-
lage aller Arbeitgeber finanziert.
Der WKM appelliert als zuständige Bran-
chenorganisation an die Service Point, für
Verbindlichkeiten ihres Tochterunterneh-
mens geradezustehen und das Insolvenz-
verfahren zu beenden. Forderungsausfälle
der Lieferanten würden indirekt von Hun-
derten tüchtiger und stets pünktlich zah-
lender Print-Dienstleistungs-Kollegenbe-
triebe unfreiwillig geschultert.
Der
Verband wendet sich mit einem Appell an
die Spanier, für das Missmanagement ih-
rer Unternehmensführer in Deutschland
geradezustehen.
Auch in Frankreich Pleite hingelegt
Durchsichtige Entschuldungsorgien, wie
Service Point sie bei ihrer französischen
Tochter Reprotechnique praktizierte, dro-
hen jetzt auch in Deutschland. In Frank-
reich hatte die Service-Point-Tochter eine
10-Millionen-Euro-Pleite hingelegt, und
Aufforderung an Koebcke-Muttergesellschaft:
»Entschuldungssystem Service Point sofort beenden!«
Papier Union im Koebcke-Gläubigerausschuss
Nach RT Reprotechnik-
Pleite folgt nun
Koebcke-Insolvenz
Die Koebcke GmbH (Digitaldruck- und
Scan-Dienstleister-Kette), eine Toch-
ter der spanischen Service Point-Ket-
te, musste am 13. November Insol-
venz anmelden. Betroffen sind 140
Mitarbeiter in 10 Niederlassungen.
Koebcke machte mit 2.000 Kunden 11
Mio. EUR Umsatz. Zum vorläufigen Ei-
genverwalter wurde RA Di Stefano
vom Amtsgericht Charlottenburg be-
rufen. Vorläufiger Sachwalter ist Dr.
Jürgen Wallner. Ursachen: Margen-
verlust durch Niedrigpreise im Plot-
service und geringe Auslastung von 5
HP-Indigos und 2 Kodak-Nexpress.
n
Benno Hübel (39), Schwiegersohn des Fir-
mengründers Manfred Koebcke, soll als
langjähriger Geschäftsführer mit seiner
schädlichen Preispolitik das Unternehmen
in den Ruin getrieben haben, so Berliner
Marktkenner. Als nichts mehr zu retten
war, verließ der Chef viereinhalb Monate
vor der Insolvenz das sinkende Schiff.
Glückloser Hübel lässt sich in der Presse
als neuer »Schoko-Investor« feiern
Statt sein bei Koebcke verdientes Geld
jetzt zur Schuldentilgung einzusetzen,
stieg Benno Hübel mit Ehefrau Melanie
(37) in diesen Tagen in die Berliner Schoko-
ladenfabrik Sawade ein. Damit kehrt der
gelernte Koch wieder ins Lebensmittel-
Handwerk zurück, hinterlässt aber in der
Print-Branche reichlich verbrannte Erde.
n
der Mutterkonzern stand für Verbindlich-
keiten nicht ein. Im April 2013 wurde die
Liquidation durchgeführt. 45 Mitarbeiter
der Kette erklärten sich bereit, den Betrieb
anschließend selbst zu übernehmen. Seit-
demdie Spanier von Service Point in Frank-
reich nicht mehr das Sagen haben, geht es
mit Reprotechnique wieder aufwärts.
Ed Avis organisiert in den USA Hilfe für
SP-Mitarbeiter mittels »Job Board«
In den USA musste Service Point ebenso
seine Filialen schließen. Dort standen
plötzlich 100 Mitarbeiter auf der Straße,
um die sich jetzt der Branchenverband
IRgA kümmert. Geschäftsführer Ed Avis
versucht, betroffene Service-Point-Mitar-
beiter in Mitgliedsbetrieben des US-Ver-
bandes IRgA unterzubringen. Mit Hilfe
einer beispiellosen Internet-Kampagne
konnte bereits in den ersten Tagen einigen
Service Point-Opfern eine neue Beschäfti-
gung vermittelt werden.
n
Koebcke-Schwieger-
sohn Benno Hübel