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REPROGRAF
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f m i
N a c h r i c h t e n
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Mikrofilmmarkt
Mikrofilmherstellung durch Agfa und Fuji gesichert
Amerikaner und Japaner kämpfen um einen rückläufigen aber immer noch profitablen Markt
Nach der Einstellung der KodakProduktion
fertigt der belgische AgfaGevaertKonzern
das Archivmedium. EPMMikrofilm hat sei
nen Sitz in Rochester in gemieteten Räu
men der Kodak. Die meisten EPMMikro
filmMitarbeiter sind frühere KodakArbeit
nehmer. EPM vertreibt ab 3. 6. 2013 den bei
Agfa hergestellten Film unter EPMLabel.
Neben der Agfa stellt jetzt nur noch Fuji in
Japan Mikrofilme her. Trotz schrumpfen
der Marktentwicklung sollen außerhalb
der USA immer noch mehr als 25 Mio. Dol
lar Umsatz mit Aufnahmefilmen und Che
mie im Bereich der Mikrografie gemacht
werden. Nach wie vor gilt der analoge Mi
krofilm als konkurrenzloses Medium für
die Langzeitarchivierung, was die Beteilig
ten wissen.
Ab Mitte 2013 werden bei Agfa in Mortsel
hergestellte MikrofilmProdukte über die
Firma EPM unter dem ehemaligen Kodak
Handelsnamen Imagelink (jetzt EPM
Trademark) weltweit vertrieben. EPM hat
vor einigen Wochen eine deutliche Preis
anhebung angekündigt. Kodak in Europa
wird weiterhin seine Kunden mit Mikro
filmProdukten beliefern, ist aber an die
Preispolitik des Lieferanten EPM gebun
den. Günter Wittlinger, Leiter Vertrieb und
Marketing des KodakGeschäftsbereichs
Document Imaging & Enterprise DACH:
»Wir wollen unsere Kunden weiterhin mit
ImagelinkFilmen, Geräten und unserem
technischen Kundendienst bedienen. Mit
diesem Gesamtangebot aus einer Hand
und unseremWissen tragen wir weiterhin
zum Fortbestand des Mikrofilmgeschäftes
bei, allerdings aufgrund des Volumenrück
ganges auf einem höheren Preisniveau.«
Dem bisherigen ExklusivHändler von Ag
faFilmen in Deutschland imt mit Ge
schäftsführer Jürgen Nehls bleibt es zu
künftig verwehrt, seine Kunden weiterhin
mit AgfaProdukten zu beliefern. Nehls
muss vertriebstechnisch auf EPMImage
link umstellen und die hohen Preise der
Amerikaner akzeptieren. Für Nehls selbst
bleibt jedoch die Herkunft der Produkte
gleich, es ist die Agfa. Nehls: »Preiserhö
hungen, veranlasst durch EPM, muss ich an
die Kunden weitergeben. So ungeliebt die
Preiserhöhungen auch sein mögen, sie be
deuten nicht den Todesstoß für den Mikro
film. Sie ermöglicht aber die Produktion in
der angebotenen Vielfalt in den nächsten
fünf Jahren.
Noch etwas zur Preiserhöhung: Zu den
Boomzeiten des Mikrofilmes lag der Durch
schnittsverkaufspreis eines 16mm x 30,5m
Filmes bei DM 14,20. Da hat keiner vom To
desstoß gesprochen. Seit etwa 1980 ist der
Verkaufspreis der Mikrofilmprodukte kon
tinuierlich gesunken. Ab etwa 1990 sind
die wesentlichenMikrofilmnutzer wie Ban
ken, Versicherungen usw. auf digital um
gestiegen, da in diesem Bereich die Halt
barkeit von Mikrofilm nicht die hohe Be
deutung hat. Weiterhin ist durch geänder
te Bedingungen ein hoher Prozentteil an
Dokumenten nicht mehr notwendig (Euro
schecks, ausgefüllte Überweisungen etc.).
Durch diese Bedingungen sind mit der Zeit
ca. 60% bis 70% des Mikrofilmverbrauches
weggefallen. Das heißt, die Kosten in der
Fabrik müssen auf immer weniger Film
verteilt werden. Eine Preiserhöhung ist da
mit unausweichlich, oder es wird die Pro
duktion von Mikrofilm eingestellt.
EMP-Imagelink-Mikrofilm »Made in Belgium«
Agfa in Belgien und Fuji in Japan ringen um die Marktanteile des sichersten und langlebigsten Archivmediums. Es ist
der Mikrofilm, den nur noch diese beiden produzieren. Die globale Digitalisierung lässt die Marktanteile des analogen
Informationsträgers weiter schrumpfen. Der Amerikaner Eastman Park Micrographics (EPM) hat die ehemaligen Film
produkte von Kodak vertraglich an sich gebunden. Kodak hat im April 2012 die letzte Filmproduktion hergestellt und damit
die KodakVertriebsaktivitäten eingestellt. EPM vertreibt zukünftig Mikrofilmprodukte unter der alten KodakMarke
»Imagelink«, produziert wird allerdings bei Agfa in Belgien. Agfa selbst vertreibt zukünftig Mikrofilmprodukte nicht mehr
unter eigenem Namen. Nun will sich der japanische Wettbewerber Fuji seine früheren Marktanteile am Mikrofilm
zurückerobern. In Europa, Afrika, dem Mittleren Osten, Südamerika und Indien übertrug Fuji die Vertriebsrechte an GENUS
– The Microfilmshop/Mikrofilmhaus mit Zentralsitz in Nuneaton in England.