Reprograf 583 - page 22

583
REPROGRAF
22
[
f m i
N a c h r i c h t e n
]
Mikrofilmmarkt
Mikrofilmherstellung durch Agfa und Fuji gesichert
Amerikaner und Japaner kämpfen um einen rückläufigen aber immer noch profitablen Markt
Nach der Einstellung der Kodak­Produktion
fertigt der belgische Agfa­Gevaert­Konzern
das Archivmedium. EPM­Mikrofilm hat sei­
nen Sitz in Rochester in gemieteten Räu­
men der Kodak. Die meisten EPM­Mikro­
film­Mitarbeiter sind frühere Kodak­Arbeit­
nehmer. EPM vertreibt ab 3. 6. 2013 den bei
Agfa hergestellten Film unter EPM­Label.
Neben der Agfa stellt jetzt nur noch Fuji in
Japan Mikrofilme her. Trotz schrumpfen­
der Marktentwicklung sollen außerhalb
der USA immer noch mehr als 25 Mio. Dol­
lar Umsatz mit Aufnahmefilmen und Che­
mie im Bereich der Mikrografie gemacht
werden. Nach wie vor gilt der analoge Mi­
krofilm als konkurrenzloses Medium für
die Langzeitarchivierung, was die Beteilig­
ten wissen.
Ab Mitte 2013 werden bei Agfa in Mortsel
hergestellte Mikrofilm­Produkte über die
Firma EPM unter dem ehemaligen Kodak­
Handelsnamen Imagelink (jetzt EPM­
Trademark) weltweit vertrieben. EPM hat
vor einigen Wochen eine deutliche Preis­
anhebung angekündigt. Kodak in Europa
wird weiterhin seine Kunden mit Mikro­
film­Produkten beliefern, ist aber an die
Preispolitik des Lieferanten EPM gebun­
den. Günter Wittlinger, Leiter Vertrieb und
Marketing des Kodak­Geschäftsbereichs
Document Imaging & Enterprise D­A­CH:
»Wir wollen unsere Kunden weiterhin mit
Imagelink­Filmen, ­Geräten und unserem
technischen Kundendienst bedienen. Mit
diesem Gesamtangebot aus einer Hand
und unseremWissen tragen wir weiterhin
zum Fortbestand des Mikrofilmgeschäftes
bei, allerdings aufgrund des Volumenrück­
ganges auf einem höheren Preisniveau.«
Dem bisherigen Exklusiv­Händler von Ag­
fa­Filmen in Deutschland imt mit Ge­
schäftsführer Jürgen Nehls bleibt es zu­
künftig verwehrt, seine Kunden weiterhin
mit Agfa­Produkten zu beliefern. Nehls
muss vertriebstechnisch auf EPM­Image­
link umstellen und die hohen Preise der
Amerikaner akzeptieren. Für Nehls selbst
bleibt jedoch die Herkunft der Produkte
gleich, es ist die Agfa. Nehls: »Preiserhö­
hungen, veranlasst durch EPM, muss ich an
die Kunden weitergeben. So ungeliebt die
Preiserhöhungen auch sein mögen, sie be­
deuten nicht den Todesstoß für den Mikro­
film. Sie ermöglicht aber die Produktion in
der angebotenen Vielfalt in den nächsten
fünf Jahren.
Noch etwas zur Preiserhöhung: Zu den
Boomzeiten des Mikrofilmes lag der Durch­
schnittsverkaufspreis eines 16mm x 30,5m
Filmes bei DM 14,20. Da hat keiner vom To­
desstoß gesprochen. Seit etwa 1980 ist der
Verkaufspreis der Mikrofilmprodukte kon­
tinuierlich gesunken. Ab etwa 1990 sind
die wesentlichenMikrofilmnutzer wie Ban­
ken, Versicherungen usw. auf digital um­
gestiegen, da in diesem Bereich die Halt­
barkeit von Mikrofilm nicht die hohe Be­
deutung hat. Weiterhin ist durch geänder­
te Bedingungen ein hoher Prozentteil an
Dokumenten nicht mehr notwendig (Euro­
schecks, ausgefüllte Überweisungen etc.).
Durch diese Bedingungen sind mit der Zeit
ca. 60% bis 70% des Mikrofilmverbrauches
weggefallen. Das heißt, die Kosten in der
Fabrik müssen auf immer weniger Film
verteilt werden. Eine Preiserhöhung ist da­
mit unausweichlich, oder es wird die Pro­
duktion von Mikrofilm eingestellt.
EMP-Imagelink-Mikrofilm »Made in Belgium«
Agfa in Belgien und Fuji in Japan ringen um die Marktanteile des sichersten und langlebigsten Archivmediums. Es ist
der Mikrofilm, den nur noch diese beiden produzieren. Die globale Digitalisierung lässt die Marktanteile des analogen
Informationsträgers weiter schrumpfen. Der Amerikaner Eastman Park Micrographics (EPM) hat die ehemaligen Film­
produkte von Kodak vertraglich an sich gebunden. Kodak hat im April 2012 die letzte Filmproduktion hergestellt und damit
die Kodak­Vertriebsaktivitäten eingestellt. EPM vertreibt zukünftig Mikrofilmprodukte unter der alten Kodak­Marke
»Imagelink«, produziert wird allerdings bei Agfa in Belgien. Agfa selbst vertreibt zukünftig Mikrofilmprodukte nicht mehr
unter eigenem Namen. Nun will sich der japanische Wettbewerber Fuji seine früheren Marktanteile am Mikrofilm
zurückerobern. In Europa, Afrika, dem Mittleren Osten, Südamerika und Indien übertrug Fuji die Vertriebsrechte an GENUS
– The Microfilmshop/Mikrofilmhaus mit Zentralsitz in Nuneaton in England.
1...,12,13,14,15,16,17,18,19,20,21 23,24,25,26,27,28,29,30,31,32,...52
Powered by FlippingBook