Reprograf 583 - page 29

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REPROGRAF
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[
b r a n c h e n
B l i c k
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Den folgenden offenen Brief hat die
Marketingorganisation Two Sides an Eric
Schmidt, den Vorstandsvorsitzenden der
Firma Google, übermittelt. Es geht um
die Sorge, dass Google versucht, seine
Dienstleistungen umweltverträglicher
darzustellen als Print und Papier, obwohl
es eindeutige Beweise gibt, dass die
elektronische Kommunikation, und
Googles Aktivitäten im Besonderen,
einen erheblichen und wachsenden
ökologischen Fußabdruck haben.
Sehr geehrter Herr Schmidt,
erstaunt lesen wir die Nachricht, dass
Google Konsumenten ermutigt, mit der
Kampagne »Go Paperless 2013« dieses
Jahr frei von Papier zu werden. Die Initiati­
ve wird begleitet von Fotos von Bäumen
und US­Recyclingdaten, die wahrschein­
lich dazu verwendet werden, die ökologi­
schen Vorteile, welche vermeintlich da­
durch entstehen, dass man ohne Papier
lebt, hervorzuheben. (Link der Google­
Kampagne:
Google wird in diesem Projekt von der US­
Organisation HelloFax, einem Online­Fax­
service, Manilla, einemOnline­Rechnungs­
verwaltungsdienst,
HelloSign,
einem
E­Signaturendienst, Expensify, einem On­
line­Ausgabenberichtdienst, Xero, einem
Online­Geschäftsabrechnungsdienst und
Fujitsu, demHersteller des ScanSnap Scan­
ner, unterstützt.
Während die Produkte und Services, die
Google bereitstellt, hochgeschätzt wer­
den, ist diese neue Initiative offensichtlich
ein Beispiel für eine umweltbezogene
Marketingkampagne, die eigene Interes­
sen verfolgt und die eigenen Dienstleis­
tungen vermarktet, während die Auswir­
kungen der eigenen Aktivitäten auf die
Umwelt nicht beachtet werden.
Google produziert elektronischen Abfall
Sehen wir uns die Fakten an: Die Auswir­
kungen von Googles Aktivitäten auf die
Umwelt sind verblüffend.
y
Google braucht 2,3 Milliarden Kilowatt­
stunden Elektrizität im Jahr. Das würde
über 200.000 US­Haushalte für ein Jahr
versorgen oder 40 Empire State Buil­
dings.
y
Der Energieverbrauch von Datenzent­
ren macht ungefähr 2% des jährlichen
Elektrizitätsverbrauchs in den USA aus.
y
Für jede Kilowattstunde, die für Rech­
nerleistungen in einem typischen Da­
tenzentrum verbraucht werden, wird
beinahe eine weitere zusätzliche Kilo­
wattstunde gebraucht, um die Kühl­
und Heizsysteme zu betreiben.
y
100 Suchanfragen an Google entspre­
chen einer 60­Watt­Glühbirne, die für
20 Minuten brennt, wobei 0,03 kWh
Elektrizität und 20 g Kohlendioxid ver­
braucht werden.
y
100 Minuten YouTube­Videos entspre­
chen einer 60­Watt­Glühbirne, die für
13 Minuten brennt, wobei 0,02 kWh
Elektrizität und 13 g Kohlendioxid ver­
braucht werden.
y
Jeder Gmail­Benutzer braucht 2,2 kWh
Energie jedes Jahr und verursacht 1,2 kg
an Kohlendioxid.
Papiergegner
Kritik an Google-Kampagne »Go Paperless 2013«
Greenpeace betont, dass elektronischer
Abfall (E­Abfall) der am schnellsten wach­
sende Bestandteil des kommunalen Ab­
falls ist. In Europa wächst E­Abfall bereits
um 3 bis 5% pro Jahr, fast dreimal schnel­
ler als die gesamte kommunale Menge.
Die Anzahl an elektronischen Produkten,
die weggeworfen werden, hat in den letz­
ten Jahren deutlich zugenommen und be­
trägt 20 bis 50 Millionen Tonnen jedes
Jahr. Weltweit macht elektronischer Abfall
5% des kommunalen Abfalls aus.
Papier ist umweltverträglicher
Studien haben gezeigt, dass es umwelt­
verträglicher ist, ausgedruckte Dokumen­
te zu lesen, wenn diese mehr als einmal
oder von mehreren Personen gelesen wer­
den.
Ein kürzlich erschienener Artikel der New
York Times zeigt die außerordentlichen
Auswirkungen elektronischer Kommuni­
kation auf die Umwelt.
Waldbestand in USA und Europa wächst
In den Vereinigten Staaten werden mehr
Bäume gepflanzt als geerntet, und die Zahl
der Bäume auf US­Waldflächen nahm im
Laufe der letzten 50 Jahre um 49% zu. Die
Fläche des US­Waldlandes blieb mit 303
Millionen Hektar in den letzten 100 Jahren
im Wesentlichen gleich, obwohl sich die
US­Bevölkerung in diesem Zeitraum ver­
dreifacht hat. Die Waldfläche in Europa ist
heute um30% größer als 1950 undwächst
jährlich um 1,5 Millionen Fußballfelder.
Erinnern wir uns außerdem: Papier wird
aus Holz gemacht, einem nachhaltigen
und erneuerbaren Produkt, das eine zu­
nehmend wertvolle Ressource für die
Schaffung einer großen Anzahl von nach­
haltigen Produkten ist. Verantwortungs­
bewusst verwaltete Wälder sind eine kriti­
sche Ressource, die der Umwelt nützen,
Kritik erntet Google mit seiner
durchsichtigen Kampagne gegen das Papier
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