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REPROGRAF
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[
b r a n c h e n
B l i c k
]
Den folgenden offenen Brief hat die
Marketingorganisation Two Sides an Eric
Schmidt, den Vorstandsvorsitzenden der
Firma Google, übermittelt. Es geht um
die Sorge, dass Google versucht, seine
Dienstleistungen umweltverträglicher
darzustellen als Print und Papier, obwohl
es eindeutige Beweise gibt, dass die
elektronische Kommunikation, und
Googles Aktivitäten im Besonderen,
einen erheblichen und wachsenden
ökologischen Fußabdruck haben.
Sehr geehrter Herr Schmidt,
erstaunt lesen wir die Nachricht, dass
Google Konsumenten ermutigt, mit der
Kampagne »Go Paperless 2013« dieses
Jahr frei von Papier zu werden. Die Initiati
ve wird begleitet von Fotos von Bäumen
und USRecyclingdaten, die wahrschein
lich dazu verwendet werden, die ökologi
schen Vorteile, welche vermeintlich da
durch entstehen, dass man ohne Papier
lebt, hervorzuheben. (Link der Google
Kampagne:
Google wird in diesem Projekt von der US
Organisation HelloFax, einem OnlineFax
service, Manilla, einemOnlineRechnungs
verwaltungsdienst,
HelloSign,
einem
ESignaturendienst, Expensify, einem On
lineAusgabenberichtdienst, Xero, einem
OnlineGeschäftsabrechnungsdienst und
Fujitsu, demHersteller des ScanSnap Scan
ner, unterstützt.
Während die Produkte und Services, die
Google bereitstellt, hochgeschätzt wer
den, ist diese neue Initiative offensichtlich
ein Beispiel für eine umweltbezogene
Marketingkampagne, die eigene Interes
sen verfolgt und die eigenen Dienstleis
tungen vermarktet, während die Auswir
kungen der eigenen Aktivitäten auf die
Umwelt nicht beachtet werden.
Google produziert elektronischen Abfall
Sehen wir uns die Fakten an: Die Auswir
kungen von Googles Aktivitäten auf die
Umwelt sind verblüffend.
y
Google braucht 2,3 Milliarden Kilowatt
stunden Elektrizität im Jahr. Das würde
über 200.000 USHaushalte für ein Jahr
versorgen oder 40 Empire State Buil
dings.
y
Der Energieverbrauch von Datenzent
ren macht ungefähr 2% des jährlichen
Elektrizitätsverbrauchs in den USA aus.
y
Für jede Kilowattstunde, die für Rech
nerleistungen in einem typischen Da
tenzentrum verbraucht werden, wird
beinahe eine weitere zusätzliche Kilo
wattstunde gebraucht, um die Kühl
und Heizsysteme zu betreiben.
y
100 Suchanfragen an Google entspre
chen einer 60WattGlühbirne, die für
20 Minuten brennt, wobei 0,03 kWh
Elektrizität und 20 g Kohlendioxid ver
braucht werden.
y
100 Minuten YouTubeVideos entspre
chen einer 60WattGlühbirne, die für
13 Minuten brennt, wobei 0,02 kWh
Elektrizität und 13 g Kohlendioxid ver
braucht werden.
y
Jeder GmailBenutzer braucht 2,2 kWh
Energie jedes Jahr und verursacht 1,2 kg
an Kohlendioxid.
Papiergegner
Kritik an Google-Kampagne »Go Paperless 2013«
Greenpeace betont, dass elektronischer
Abfall (EAbfall) der am schnellsten wach
sende Bestandteil des kommunalen Ab
falls ist. In Europa wächst EAbfall bereits
um 3 bis 5% pro Jahr, fast dreimal schnel
ler als die gesamte kommunale Menge.
Die Anzahl an elektronischen Produkten,
die weggeworfen werden, hat in den letz
ten Jahren deutlich zugenommen und be
trägt 20 bis 50 Millionen Tonnen jedes
Jahr. Weltweit macht elektronischer Abfall
5% des kommunalen Abfalls aus.
Papier ist umweltverträglicher
Studien haben gezeigt, dass es umwelt
verträglicher ist, ausgedruckte Dokumen
te zu lesen, wenn diese mehr als einmal
oder von mehreren Personen gelesen wer
den.
Ein kürzlich erschienener Artikel der New
York Times zeigt die außerordentlichen
Auswirkungen elektronischer Kommuni
kation auf die Umwelt.
Waldbestand in USA und Europa wächst
In den Vereinigten Staaten werden mehr
Bäume gepflanzt als geerntet, und die Zahl
der Bäume auf USWaldflächen nahm im
Laufe der letzten 50 Jahre um 49% zu. Die
Fläche des USWaldlandes blieb mit 303
Millionen Hektar in den letzten 100 Jahren
im Wesentlichen gleich, obwohl sich die
USBevölkerung in diesem Zeitraum ver
dreifacht hat. Die Waldfläche in Europa ist
heute um30% größer als 1950 undwächst
jährlich um 1,5 Millionen Fußballfelder.
Erinnern wir uns außerdem: Papier wird
aus Holz gemacht, einem nachhaltigen
und erneuerbaren Produkt, das eine zu
nehmend wertvolle Ressource für die
Schaffung einer großen Anzahl von nach
haltigen Produkten ist. Verantwortungs
bewusst verwaltete Wälder sind eine kriti
sche Ressource, die der Umwelt nützen,
Kritik erntet Google mit seiner
durchsichtigen Kampagne gegen das Papier