Vetters Winkelhaken
w w w . g e o r g v e t t e r . d e b e i x i n g , f a c e b o o k u n d w e r - k e n n t - w e n
Das Meisterwerk ist vollendet. Es liegt vor
mir auf dem Tisch, ist 185 Seiten, 9.920 Zei-
len und 65.015 Wörter stark. Mit 466.995
Buchstaben steht dort niedergeschrieben,
wie »Deutschlands Zukunft zu gestalten«
ist. Vermutlich das perfekte Kompendium
von konkreten Aussagen und präzis formu-
lierten Leitlinien zur Ausrichtung unserer
politischen Führung in den nächsten vier
Jahren. Wie exakt haben die Verhandlungs-
experten diese »Regierungsgebrauchsanwei-
sung« verfasst? Ein paar Beispiele:
67 Mal heißt es darin »Wir prüfen …«, z. B.
»ob die internationalen Vorgaben hinreichend
umgesetzt sind«. Und das Prüfen geht weiter:
»Grenzwerte beim Fluglärm«, »Kampf gegen
Steuerhinterziehung«, »Boni von Managern«,
»die Netzentgelte«, »das Wettbewerbsrecht«,
usw. usf. – »Wir werden vom TÜV regiert«
vermutete nach der Lektüre Katrin Göring-
Eckardt, die bis Oktober 2013 Vizepräsiden-
tin des Deutschen Bundestags war.
Statt verlässliche Verabredungen zu treffen,
um Deutschlands wichtigste Zukunftsvorha-
ben wie z. B. die Bewältigung des demogra-
fischen Wandels verantwortungsvoll zu or-
ganisieren, gibt’snurBla-Bla.DerKabarettist
Ulrich von Heesen entschlüsselte den Ver-
trag in der ZDF heute show: »Keine Refor-
men, keine Ideen, lediglich Allgemeinplätze
wie diese: Wir wollen, dass alle Menschen in
Deutschland, Kinder, Frauen und Männer,
Junge und Alte, in Ost und West, ein gutes
Leben führen können.« Großartige Sache,
was?
Wegweisende Energiezukunft? Fehlanzei-
ge, denn auf Seite 24 heißt es wörtlich: »Die
Braunkohle spielt nach wie vor eine bedeu-
tende Rolle für die Wirtschaftsstruktur.«
Und weiter auf Seite 56: »Die konventionel-
len Kraftwerke (…) sind auf absehbare Zeit
unverzichtbar.« So definieren Koalitionäre
also die Energiewende neu.
Oder auf Seite 45. Da haben ganze Arbeits-
gruppen monatelang daran herumgetüftelt:
»Wir wollen darauf hinwirken, dass deutlich
mehr Fahrradfahrer einen Helm tragen.«
Eine phantastische Idee, nicht wahr?
Seite 171: »Die Koalition erkennt die Schlüs-
selrolle von Frauen sowohl bei der Präventi-
on als auch bei der Regelung von Konflikten
an.« Wer wollte ihr da widersprechen?
Und auf Seite 46 steht der wahrscheinlich
lustigste Satz aller Zeiten: »Der Bund be-
kennt sich zum Bau des Flughafens Berlin
Brandenburg«. Aha, zu seinem Bau also,
und nicht mehr zu seiner Fertigstellung. Gut,
dass wir das nun endlich wissen.
Ihr
GroKo Version 3.0
Unser aller Zukunft zwischen Pest und Cholera?
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