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REPROGRAF
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b r a n c h e n
B l i c k
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Sie arbeiten in einem amerikanischen
Konzern in Deutschland. Uns
interessiert die Frage, ob es länderspe-
zifisch unterschiedliche Anforderun-
gen an Xerox-Printssysteme gibt.
Druckt ein deutscher oder österreichi-
scher Print-Dienstleister anders als
einer in Nordamerika?
Brenner:
International übergreifend zei-
gen sich bei Digitaldruck-Dienstleistern
einige gemeinsame Trends: stärkere In-
dividualisierung, höhere Komplexität,
vermehrte cross-mediale Vernetzung
(Druck in Verbindung mit Online- oder
mobilen Medien) und eine höhere Sou-
veränität und Kreativität beim Einsatz
des Digitaldrucks.
Unterschiede gibt es sicherlich in den
Qualitätsansprüchen, die in Deutsch-
land, Österreich und der Schweiz beson-
ders hoch sind. Ich glaube, dass das auch
der Grund dafür ist, dass wir als Xerox
im deutschsprachigen Raum so erfolg-
reich sind. Das zeigt sich zum Beispiel an
unserer Marktführerschaft mit Hoch-
leistungs-Farbdrucksystemen wie der
1000 Colour Press und der iGen4.
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Die Drucksysteme-Hersteller kaufen
sich mittlerweile gegenseitig auf. Bald
bleiben nur noch wenige Lieferanten
übrig. Canon will sich mit Océ vereinen,
HP hat Indigo übernommen, Ricoh
Danka sowie NRG, Konica und Minolta
fusionierten. Wer steht denn bei Xerox
als nächster auf der Einkaufsliste?
Brenner:
Für uns sind Übernahmen im
Produktionsdruck-Umfeld weniger ein
Thema. Unsere durchgängige Produktpa-
lette im Schwarz-Weiß- sowie im Farb-
druck ist derart dicht gefächert, dass wir
für jeden Einsatzbereich die passende Lö-
sung anbieten können. Unsere Akquisiti-
onsstrategie zielt eher auf Übernahmen,
mit denen wir unser über das klassische
Druckgeschäft hinausgehende Service-
Angebot weiter stärken können.
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Sie betreiben bei großen Kunden die
Hausdruckerei im Facility Management
bzw. im Outsourcing. Andererseits
wollen aber Ihre Dienstleister-Kunden
diese Aktivitäten selbst bei sich
durchführen. Wie lösen Sie diesen
Interessenkonflikt?
Brenner:
Xerox hat einen Ansatz gewählt,
der gerade keine Konflikte, sondern viel-
mehr Synergien bringt. Unternehmen ha-
ben unterschiedliche Anforderungen an
den Druck. Wir bieten ihnen daher an, ihre
interne Hausdruckerei von uns betreiben
zu lassen. Kommt es zu Überkapazitäten,
greifen wir auf die Druckdienstleister un-
ter unseren Kunden, allen voran die Xerox
Premier Partner, zurück. Wenn Unterneh-
men ihre Druckaufträge grundsätzlich ex-
tern vergeben möchten, unterstützen wir
sie dabei, die richtigen Druckdienstleister
zu finden und bündeln den Einkauf. Das
Geschäftsmodell nennt sich External Print
Sourcing. So sorgen wir für Aufträge und
stärken das Geschäft unserer Druckdienst-
leister.
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In den 90er Jahren propagierte Xerox
das „Paperless office“, das papierlose
Büro. Heute jedoch wird auf Ihren
Geräten weit mehr gedruckt als damals.
War diese Marketingstrategie nicht
kontraproduktiv?
Brenner:
Das papierlose Büro war damals
ein Hype-Thema. Alle dachten, dass E-
Mails und digitale Dokumente Innovatio-
nen wären, die das Papier mittelfristig
überflüssigmachen würden. Heute wissen
wir, dass das Gegenteil der Fall ist. Wir sind
noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vom
papierlosen Büro entfernt. Jedes neue Ge-
rät, sei es die Digitalkamera oder das iPad,
erzeugt in irgendeiner Weise eine neue
Notwendigkeit, Dingeauszudrucken. Nicht
umsonst ist die Xerox-LösungMobile Print,
»Wir sind noch Jahre – wenn nicht Jahrzehnte –
vom papierlosen Büro entfernt.«
5 Fragen an den Xerox-Marketingchef Albert Brenner
Albert Brenner (39) ist Marketing-Direktor der Xerox in Deutschland und für
das Kundenbeziehungs-Management zuständig. Er machte in Ravensburg auf einem
Wirtschaftsgymnasium Abitur und studierte in München Betriebswirtschaftslehre. Der
Diplom-Kaufmann zählt heute zu den jüngsten Spitzenmanagern in der Druckindustrie.
Branchenkenner schreiben ihm ein hohes Karrierepotenzial zu.